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- Datum 04 Jun 2018
- Arzt/Fusszentrum PD Dr. med. Jürgen Götz - MedArtes
- Kategorien Leistungen
Der Spreizfuß ist das Ergebnis des Abflachens des Fußquergewölbes. Die Mittelfußknochen, die durch Bänder und Muskulatur verspannt sind, weichen auseinander und es kommt zu einer unphysiologischen Mehrbelastung unter den Mittelfußköpfchen der mittleren Strahlen. Nach außen sichtbar äußert sich die Mehrbelastung durch das Auftreten einer stärkeren Verhornung unter den Mittelfußköpfchen. Schmerzen, die unter den Mittelfußköpfchen auftreten, werden allgemein als Metatarsalgie bezeichnet.
Die Ursachen für das Auftreten eines Spreizfußes können vielfältig sein: Genetisch bedingte Bindegewebsschwäche mit verringerter Bandstabilität, Abnahme der intrinsischen Fußmuskulatur (kleine Fußmuskeln), rheumatologische Erkrankungen oder posttraumatische Zustände. Auch Gelenkinstabilitäten im Bereich des 1. Strahls (Tarsometatarsalgelenk I) können die Entstehung eines Spreizfußes bedingen. Begünstigt wird die Entstehung des Spreizfußes durch das Tragen von ungeeignetem Schuhwerk durch den verstärkten Druck, der beim Tragen von hochhakigen Schuhen auf den Mittelfußbereich einwirkt. Verringert sich unter den Mittelfußköpfchen die Dicke des Fußsohlen-Fettpolsters oder verschiebt sich dieses Gewebe, das einen Stoßdämpfer darstellt, wird die Belastung noch zusätzlich verstärkt. Durch den Spreizfuß die Entstehung anderer, sekundäre Fußdeformitäten (wie z.B. Hallux valgus oder Krallenzehen) begünstigt werden.
Differentialdiagnostisch müssen bei Beschwerden auf Höhe der Mittelfußköpfchen das Vorliegen eines Morton-Neuroms, einer Ermüdungsfraktur, eines Knochenmarködems etc. in Betracht gezogen werden.
Bei moderater Beschwerdesymptomatik ist die Einlagenversorgung als konservative Therapieform die häufigste gewählte Maßnahme. Alternativ kann auch eine Schuhzurichtung im Sinne einer Schmetterlingsrolle verordnet werden. Bei der letztgenannten Versorgung sollte jedoch vor allem beim rheumatischen Patienten kritisch berücksichtigt werden, dass das Ausmaß des Spreizfußes sich durch eine Schmetterlingsrolle verstärken kann.
Ist die Fehlstellung zu ausgeprägt oder kann durch die konservative Therapie keine Beschwerdelinderung erreicht werden kommen operative Verfahren zum Einsatz. Hier muss patientenindividuell die geeignetste Operationsmethode gewählt werden. Neben dem Ausmaß der Fehlstellung sind begleitende Fußdeformitäten ebenso zu berücksichtigen wie Grunderkrankungen, wie z.B. schlechte Durchblutungssituation oder Diabetes mellitus.
Klassische Operationsverfahren wie die sog. Weil-Operation haben sich ebenso etabliert wie z.B. die Operation nach Stainsby. Alle geschilderten Operationstechniken stellen knöcherne Eingriffe dar, d.h. der Nachbehandlungszeitraum bis zur knöchernen Heilung umfasst ca. 6 Wochen, in denen der Patient einen Spezialschuh tragen muss. Eine neuere Methode stellt die distale minimalinvasive metatarsale Osteotomie (DMMO) dar, bei der der knöcherne Eingriff perkutan (d.h. über kleine Stichinizsionen) mittels einer Fräse erfolgt. Da bei dieser Technik keine Schrauben oder sonstigen Implantate eingebracht werden ist die konsequente Zügelung der Zehen mittels Tapeverband notwendig.
Der Fuß ist eines der komplexesten Konstrukte des menschlichen Körpers. Das Fußskelett setzt sich aus 26 Knochen und 2 Sesambeinen zusammen, die miteinander 33 Gelenke bilden. 107 Bänder sichern passiv die Stabilität des Fußes, dessen Konstruktionsprinzip ein charakteristisches Doppelgewölbe ist.
Aber auch der Muskulatur kommt eine entscheidende Rolle zu. Neben ihrer allgemein bekannten Funktion, Bewegungen des menschlichen Körpers durchzuführen, hat die Muskulatur im Bereich des Fußes die wichtige Aufgabe eines aktiven Stabilisators. Nur das perfekte Zusammenspiel von passiven (Kapsel, Bänder) und aktiven (Muskeln) Strukturen ermöglicht die Bewältigung des Beanspruchungsprofils des Fußes beim täglichen Stehen, Gehen und Laufen. Welchen Belastungen der Fuß ausgesetzt ist kann man daran erkennen, dass der durchschnittliche Mensch in seinem Leben eine kumulative Gehstrecke von 128.000 km zurücklegt.
Der Aufbau des Fußes wird in 3 Regionen gegliedert: Rückfuß, Mittelfuß und Vorfuß. Der Vorfuß besteht aus 5 Strahlen, die sich jeweils aus Mittelfußknochen (Metatarsalia) und den Zehen zusammensetzen, die ihrerseits wieder aus Grund-, Mittel- und Endglied bestehen. Lediglich beim Großzehe (Hallux) fehlt das Mittelglied. Der Rückfuß umfasst das obere und das untere Sprunggelenk. Im Verlauf der kurzen Großzehenbeugersehne sind 2 Sesambeine (Ossa sesamoidea) integriert, die mit dem Mittelfußknochen des 1. Strahls gelenkig in Verbindung stehen. Teilweise finden sich Sesambeine auch unter anderen Mittelfußknochen. Sie sind hier jedoch als akzessorische Knochen, d.h. anatomische Varianten, zu werten, die keinen krankhaften Befund darstellen.
Der Mittelfuß besteht aus Kahnbein (Os naviculare), das Würfelbein (Os cuboideum) und die drei Keilbeine (Os cuneiforme mediale, Os cuneiforme intermedium und Os cuneiforme laterale, auch abgekürzt als Ossa cuneiformia I-III).
Interessante „Fußnoten“
- Das Skelett beider Füße umfasst ein Viertel aller menschlichen Knochen
- Es gibt am Fuß neben den 26 Knochen und 2 Sesambeinen noch sogenannte akzessorische Knochen. Diese Knochen stellen Normvarianten dar und besitzen per se keinen pathologischen/krankhaften Stellenwert. In seltenen Fällen können sie jedoch Ausgangspunkt von Beschwerden sein.
- Während des ersten Lebensjahrs eines Kindes wächst der Fuß sehr schnell und erreicht bereits zu diesem Zeitpunkt fast die Hälfte der Erwachsenengröße. Im Alter von 12 Jahren hat der Fuß bereits 90 Prozent seiner Größe erreicht.
- Ein Paar Füße besitzen ca. 250.000 Schweißdrüsen.
- Die Fußsohle besitzt mehr Schweißdrüsen und sensible Nervenendigungen pro Quadratzentimeter als jede andere Körperregion
- 70% der Bevölkerung besitzt einen ägyptischen Fuß, d.h. die zweite Zehe ist kürzer als die Großzehe. Bei 20 Prozent ist die zweite Zehe länger als die Großzehe. Dies wird als griechischer Fuß bezeichnet. Sind Großzehe und zweite Zehe gleich lang (ca. 10 Prozent der Bevölkerung) spricht man von einem quadratischen Fuß (Pes quadratrus, auch römischer Fuß).
- Das beste Training für den Fuß ist das tägliche Gehen. 8000-10000 Schritte werden in der Literatur als täglicher Durchschnitt angegeben – ein Zielwert, der in der heutigen Zeit wahrscheinlich von den wenigsten erreicht wird.
- Nikotinkonsum ist der größte Verursacher von peripheren Gefäßkrankheiten, die oft zu Schmerzen beim Gehen, Ulzerationen, Infektionen und in ganz schweren Fällen zu Gangrän und drohender Amputation führen.