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- Datum 02 Okt 2018
- Arzt/Fusszentrum PD Dr. med. Jürgen Götz - MedArtes
- Kategorien Leistungen
Der Knick-Senkfuß ist eine Fehlstellung des Fußes bei der das Fersenbein nach außen wegknickt, der Innenknöchel und der Sprungbeinkopf (Caput tali) prominent erscheint und das Fußlängsgewölbe abflacht. In jungen Jahren tritt der Knick-Senkfuß als normale Variante aus, sollte sich aber im Laufe der Zeit verwachsen. Bei den milden Formen erfolgt eine konservative Therapie, bei denen der junge Patient/in angeleitet wird, intermittierend auf dem Fußaußenrand zu gehen, um damit eine Stärkung der fußgewölbestabilisierenden Muskulatur zu erreichen. Die operative Therapie von Knick-Senkfußdeformitäten sollte den schweren Erkrankungsfällen vorbehalten sein.
Die klassische Einlagenversorgung, die früher propagiert wurde, wird heute eher kritisch gesehen, da durch sie zwar eine optisch verbesserte Fußform entsteht, die Muskulatur, die das Gewölbe stabilisieren sollte, jedoch aufgrund der Einlage noch weniger beansprucht wird. Dies führt dazu, dass der muskelstabilisierende Effekt mittelfristig durch die klassische Einlage eher verschlechtert wird.
Bei den sensomotorischen Einlagen erfolgt keine passive Aufrichtung des Fußgewölbes, sondern durch propriozeptive Effekte die Stimulation zur unbewussten, aktiven Aufrichtung des Gewölbes.
Bei jeder Form des kindlichen Knick-Senkfußes muss auf dessen Flexibilität geachtet werden. Es gibt Sonderformen, bei denen es zu einer knöchernen, knorpeligen oder bindegewebigen Brückenbildung zwischen Knochen des Fußskeletts kommt (Coalitio). Die Therapiealgorithmen für diese Spezialfälle müssen individuell nach Lokalisation und Schwere der Ausprägung abgestimmt werden.
Bei schwereren, flexiblen Knicksenkfußdeformitäten stehen im Wachstumsalter auch kleine operative Eingriffe zur Verfügung, die eine Stellungskorrektur bewirken. Das aktuell bedeutendste Verfahren am wachsenden Skelett stellt die Arthrorise dar, die sich in den letzten Jahren als minimalinvasives Verfahren etabliert hat. Bei der Technik der Calcaneus-Stopp-Schraube wird über einen ca. 2 cm langen Hautschnitt auf der Fußaußenseite eine Schraube in das Fersenbein eingebracht. Mit diesem Operationsverfahren werden zwei Effekte bewirkt: Knickt der Fuß in die falsche Richtung ein, berührt der Schraubenkopf das Sprungbein und der Fuß wird reflexartig wieder aufgerichtet. Dies geschieht für den jungen Patienten unbewusst. Des Weiteren regt die eingebrachte Schraube ein Längenwachstum des Fersenbeins und somit eine Verlängerung der sogenannten lateralen Säule (äußere Fußsohle) an. Durch dieses Längenwachstum der Außenseite kommt es zu einer Aufrichtung des Gewölbes auf der Fußinnenseite.
Eine mögliche operative Alternative stellt die Einbringung einer Sinus-tarsi-Schraube dar.
Sollte die Durchführung dieser Operationstechniken zum Beispiel aufgrund der eingeschränkten Wachstumsprognose, der Schwere der Erkrankung etc. als nicht erfolgversprechend erscheinen stehen alternative Operationstechniken an, z.B. die Verlängerungsosteotomie des Fersenbeins, bei der körpereigener Knochen aus der Beckenregion in das Fersenbein eingebracht wird. Diese Verfahren sind bzgl. Durchführung als auch Nachbehandlung aufwendiger und bedingen eine längere Rekonvaleszenz-Phase.
Wichtige Fakten zur Nachbehandlung nach Einbringung einer Calcaneus Stopp-Schraube.
- Kühlende und abschwellende Maßnahmen. Hochlagerung. Keine kontinuierliche Kühlung länger als 10 min.
- Zunächst Mobilisierung an Unterarmgehstützen.
- Zügiger Übergang zur Vollbelastung, unter Berücksichtigung der Schmerzsymptomatik.
- Direkt postoperativ Beginn mit aktiven Bewegungsübungen des unteren Sprunggelenkes.
- Schulbesuch: Wenige Tage postoperativ möglich.
- Sportkarenz: Für vier bis fünf Wochen.
- Entfernung des Hautnahtmaterials ab dem 14. postoperativen Tag.
- Jährliche Verlaufskontrollen.
- Entfernung der Schraube nach drei Jahren, spätestens nach Verschluss der Wachstumsfugen.
Der Fuß ist eines der komplexesten Konstrukte des menschlichen Körpers. Das Fußskelett setzt sich aus 26 Knochen und 2 Sesambeinen zusammen, die miteinander 33 Gelenke bilden. 107 Bänder sichern passiv die Stabilität des Fußes, dessen Konstruktionsprinzip ein charakteristisches Doppelgewölbe ist.
Aber auch der Muskulatur kommt eine entscheidende Rolle zu. Neben ihrer allgemein bekannten Funktion, Bewegungen des menschlichen Körpers durchzuführen, hat die Muskulatur im Bereich des Fußes die wichtige Aufgabe eines aktiven Stabilisators. Nur das perfekte Zusammenspiel von passiven (Kapsel, Bänder) und aktiven (Muskeln) Strukturen ermöglicht die Bewältigung des Beanspruchungsprofils des Fußes beim täglichen Stehen, Gehen und Laufen. Welchen Belastungen der Fuß ausgesetzt ist kann man daran erkennen, dass der durchschnittliche Mensch in seinem Leben eine kumulative Gehstrecke von 128.000 km zurücklegt.
Der Aufbau des Fußes wird in 3 Regionen gegliedert: Rückfuß, Mittelfuß und Vorfuß. Der Vorfuß besteht aus 5 Strahlen, die sich jeweils aus Mittelfußknochen (Metatarsalia) und den Zehen zusammensetzen, die ihrerseits wieder aus Grund-, Mittel- und Endglied bestehen. Lediglich beim Großzehe (Hallux) fehlt das Mittelglied. Der Rückfuß umfasst das obere und das untere Sprunggelenk. Im Verlauf der kurzen Großzehenbeugersehne sind 2 Sesambeine (Ossa sesamoidea) integriert, die mit dem Mittelfußknochen des 1. Strahls gelenkig in Verbindung stehen. Teilweise finden sich Sesambeine auch unter anderen Mittelfußknochen. Sie sind hier jedoch als akzessorische Knochen, d.h. anatomische Varianten, zu werten, die keinen krankhaften Befund darstellen.
Der Mittelfuß besteht aus Kahnbein (Os naviculare), das Würfelbein (Os cuboideum) und die drei Keilbeine (Os cuneiforme mediale, Os cuneiforme intermedium und Os cuneiforme laterale, auch abgekürzt als Ossa cuneiformia I-III).
Interessante „Fußnoten“
- Das Skelett beider Füße umfasst ein Viertel aller menschlichen Knochen
- Es gibt am Fuß neben den 26 Knochen und 2 Sesambeinen noch sogenannte akzessorische Knochen. Diese Knochen stellen Normvarianten dar und besitzen per se keinen pathologischen/krankhaften Stellenwert. In seltenen Fällen können sie jedoch Ausgangspunkt von Beschwerden sein.
- Während des ersten Lebensjahrs eines Kindes wächst der Fuß sehr schnell und erreicht bereits zu diesem Zeitpunkt fast die Hälfte der Erwachsenengröße. Im Alter von 12 Jahren hat der Fuß bereits 90 Prozent seiner Größe erreicht.
- Ein Paar Füße besitzen ca. 250.000 Schweißdrüsen.
- Die Fußsohle besitzt mehr Schweißdrüsen und sensible Nervenendigungen pro Quadratzentimeter als jede andere Körperregion
- 70% der Bevölkerung besitzt einen ägyptischen Fuß, d.h. die zweite Zehe ist kürzer als die Großzehe. Bei 20 Prozent ist die zweite Zehe länger als die Großzehe. Dies wird als griechischer Fuß bezeichnet. Sind Großzehe und zweite Zehe gleich lang (ca. 10 Prozent der Bevölkerung) spricht man von einem quadratischen Fuß (Pes quadratrus, auch römischer Fuß).
- Das beste Training für den Fuß ist das tägliche Gehen. 8000-10000 Schritte werden in der Literatur als täglicher Durchschnitt angegeben – ein Zielwert, der in der heutigen Zeit wahrscheinlich von den wenigsten erreicht wird.
- Nikotinkonsum ist der größte Verursacher von peripheren Gefäßkrankheiten, die oft zu Schmerzen beim Gehen, Ulzerationen, Infektionen und in ganz schweren Fällen zu Gangrän und drohender Amputation führen.